Restaurierung eines Christus-Korpus

 

 

 

Das Wegekreuz bei der Vorbesichtigung des Korpus.

 

Objekt:

Christus-Korpus eines Wegekreuzes

Datierung:

um 1920

Hersteller:

Es sind keine Stempel oder Hersteller-Etiketten zu finden.

Eigentümer:

Privatbesitz, Lüdinghausen

Materialien:

Lindenholz, Reste einer weißen Grundierung und von rötlichen Farbresten, darüber mindestens zwei unterschiedliche, braune Holzlasuren, ein geschmiedeter Eisennagel, ein Aufhänger aus Eisenblech und Eisenring mit Dachpappenägeln befestigt, zwei moderne Spax-Schrauben

Maße (Korpus):

H: 114 cm    B: 86 cm   T: 21 cm

Vorzustand:

Die Oberflächen sind verschmutzt und weisen zahlreiche, überwiegend durch Feuchtigkeitseinwirkung hervorgerufene Flecken, deutliche Moosbildung auf den horizontalen Flächen, Druckstellen und morsche Bereiche auf. Die braunen Lasuren sind teils unsorgfältig aufgetragen worden - es finden sich vor allem an den Innenseiten der Beine Laufspuren. Am Brustkorb und den Schienbeinen wirkt die braune Farbe heller, was wohl auf die Bewitterung und Sonneneinstrahlung zurückgeführt werden kann. Unter den Lasuren sind deckende, helle Grundierungsreste und auf der Rückseite der Skulptur rötliche Farbreste zu sehen. 

Am Hinterkopf, den Händen und dem Lendentuch sind bereits zahlreiche kleine Holzausbrüche und Lockerungen zu verzeichnen. Zur Fixierung sind z.B. an einigen Fingern kleine Eisenstifte eingeschlagen worden.  

Die Verbindung vom linken Arm zum Körper ist gelockert, da der eingesetzte Holzdübel partiell weggefault ist. Der Arm lässt sich ohne Kraftaufwand abnehmen. An den Leimflächen sind Reste von Glutin- und Weißleim sowie Silikon zu sehen.

An der rechten Hand fehlen zwei Glieder des Mittelfingers, der rechte große Zeh ist nicht mehr vorhanden. Die linke Hand weist zwei Befestigungslöcher auf. Hier ist (vermutlich durch eine Fehlstellung des reparierten, neu verleimten Arms) ein neues Loch zur Durchführung der Befestigungsschraube gebohrt worden.  

Mehrere Schwundrisse (entlang des Brustbeins, auf der linken Brustkorbseite, am linken Oberschenkel) sind mit einer transparenten Silikonmasse aufgefüllt, die aber bereits an den Kanten Haftungsverluste zeigt. So kann Wasser durch die Risse bis in Innere der Skulptur eindringen und dort längere Zeit verweilen, was auf längere Sicht zu Fäulnisschäden führt.    

Die Halterung aus Eisen auf der Rückseite ist oberflächlich korrodiert, aber noch stabil. 

 

Maßnahmen:

  • fotografische Erfassung des Vorzustands
  • Oberflächenreinigung durch Absaugen des groben Schmutzes
  • Mechanische Abnahme bzw. Dünnung der unregelmäßig aufgetragenen Holzlasuren und gelockerten Silikon-Kittungen früherer Pflegemaßnahmen
  • Sicherung und Verleimung gelöster Schnitzelemente mit alterungsbeständiger Acrylatlösung
  • Fixierung der Arme mit Holzdübeln und Epoxidharz-Kleber
  • Ausspänung der größeren Schwundrisse am Körper, dem Lendentuch und dem Kopf mit Vollholzspänen, bündiges Beiarbeiten
  • Kittung schmaler Risse mit selbst hergestellter Kittmasse, bündiges Beiarbeiten
  • Festigung von poröser Holzsubstanz mit der Acrylatlösung
  • Retusche der Holzergänzungen mit lichtechten Aquarellfarben
  • Oberflächenbehandlung durch einmaliges Einlassen mit sikkativiertem, leicht braun pigmentiertem Leinöl als Vortränkung, danach zweimaliges Streichen mit einer Holzlasur auf Leinölbasis
  • Austausch eines lockeren Dachpappe-Nagels durch eine Spax-Schraube
  • Austausch der Spax-Schrauben zur Befestigung der Hände am Kreuzbalken durch verzinkte Stahlschrauben mit Kopfbohrung und darauf aufgeklebte Nagelkopf-Imitate aus beschnitztem Eichenholz in Art des noch vorhandenen Eisennagel-Kopfes der Füße
  • Anfertigung einer Dokumentation über die Restaurierungsmaßnahme

Konservatorische Empfehlungen:

 

Die Skulptur sollte möglichst vor direkter Bewitterung und starker Sonneneinstrahlung geschützt werden. Empfohlen werden hierzu ein Rückseitenschutz am Kreuz sowie die Vergrößerung des Dachüberstandes.

 

Detailaufnahme des Oberkörpers mit Kopf nach der Abnahme der Skulptur vom Wegekreuz. Im Brustkorb ist die gelockerte Kittung aus Silikon zu erkennen. 

 

 

Blick auf die linke Seite und den Brustkorb während der Verleimung von Vollholzleisten in die großen Schwundrisse.

 

 

Detailaufnahme des Oberkörpers mit Kopf nach dem Abschluss der Arbeiten. 

 

 

Der rechte Armansatz weist Lockerungen und mit Silikonmasse aufgefüllte Schwundfugen auf.

 

 

Der Ansatz des rechten Armes nach der Neubefestigung am Körper und dem Schließen der Schwundfugen mit Holzspänen und flexibler Kittmasse.

 

 

Der Hinterkopf der Skulptur weist im Vorzustand zahlreiche Schwundrisse auf. Außerdem hat sich oberflächlich eine dünne Moosschicht gebildet. 

 

 

Das Moos ist reduziert und die Risse sind mit schmalen Holzstreifen und Furnierstücken ausgespänt worden. 

 

 

Blick auf den Kopf/Hinterkopf nach der Restaurierung. 

 

 


Die Gesamtansicht des Christus-Korpus nach Abschluss der Arbeiten.