Furnierergänzung an einem Nähtisch-Oberteil

 

Objekt:

Oberteil eines Nähtisch-Oberteils mit zwei Schubkästen

Datierung:

um 1890, Gründerzeit

Eigentümer:

Privatbesitz, 48249 Dülmen

Materialien:

Konstruktion aus Nadelholz, Nussbaumfurnier: schlicht und in Maser, Kantenprofil aus massivem Nussbaumholz, Kunststoffgriffe, geprägter Messingblech-Beschlag

Vorzustand:

Die Deckplatte weist einen entlang der Faser des Konstruktionsholzes verlaufenden Schwundriss auf. Mittig fehlt ein großes Stück Maserfurnier. Entlang der Korpusseiten fehlen einige kleine Furnierstücke entlang der Kantenbereiche oder sind gelockert. Die ursprüngliche Schellack-Lackierung ist stark berieben und fleckig. Beide Kunststoffgriffe an den Schubkästen wurden in jüngerer Zeit ergänzt. Drei Stücke der oberen Kantenprofilleiste fehlen. Das Gestell fehlt.

Maßnahmen:

  • Reinigung der Holzoberflächen 
  • Festigung der gelockerten Furniere und der angebrochenen Kantenbereiche durch Unterspritzen mit Glutinleim und Niederlegen mit Schraubzwingen
  • Anfertigung von Furnierergänzungen zur Schließung der Fehstellen in der Deckplatte und am Korpus, Anpassen, Einleimen, Beizen
  • Abnahme des beschädigten Lackes auf der Platte durch Anquellen und Abwaschen mit Lösungsmitteln
  • Auskitten kleiner Fugen und Fehlstellen mit wasserlöslicher, pigmentierter Kittmasse, Beiarbeiten
  • Ansetzen einer Profilleiste entlang der Oberkante des Korpus
  • Aufbau einer Schellackpolitur mit mittlerem Glanzgrad, Auftrag von mikrokristallinem Wachs als Feuchtigkeitsschutz
  • Abnahme der Griffe, Schließen der Bohrlöcher, Anbringen eines Holzknopfes am oberen Schubkasten und Anfertigen eines neuen Schlüssels für den unteren Schubkasten

Konservatorische Empfehlungen:

Bei der weiteren Nutzung des Nähtischoberteils sollte auf eine relative Luftfeuchtigkeit von ca. 50 – 55 % und eine moderate Temperatur um 20 - 22°C geachtet werden. Besonders wichtig ist bei beiden Faktoren, dass keine starken Schwankungen in kurzen Zeiträumen auftreten. Das Objekt sollte daher nicht an Standorten aufgestellt werden, die z.B. Mittagssonnenlicht oder größerer Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Ansonsten kann es zukünftig zu weiteren Klimaschäden am Holz und Alterungserscheinungen des Überzugs kommen. Bei Schellack ist außerdem darauf hinzuweisen, dass er als Naturprodukt auf Feuchtigkeit, Alkohol und Hitze empfindlich reagiert; es sollten daher keine Gläser/Vasen/etc. ohne Tropfschutz darauf abgestellt werden.

 

Das Nähtischoberteil weist bei Einlieferung ins Atelier einen großen Furnierschaden auf der Oberseite auf. Profilleistenstücke fehlen und es wurden Griffe an den Schüben unsachgemäß ergänzt.

 

Die Oberseite des Nähtisches nach dem Anpassen und Einleimen der Ergänzung mit Nussbaum-Maserfurnier. Der Schwundriss ist mit Balsaholz ausgespänt worden. 

 

Die Oberseite des Nähtisch-Oberteils nach Abschluss der Maßnahme.