Restaurierung eines Beistelltisches

 

 


Der Beistelltisch vor Beginn der Restaurierung.

 

Objekt:

Beistelltisch mit furnierter achteckiger Deckplatte und gedrechseltem Gestell

Datierung:

um 1890, im Stil der Gründerzeit

Eigentümer:

Privatbesitz, 48249 Dülmen

Materialien:

Gestell und Kantenprofile aus massivem Nussbaumholz, Verstärkung der Konstruktion aus Eichenholz, Nadelholz, Zargenrahmen und Tischplatte mit Nussbaummaserfurnieren belegt, Sternintarsie aus braunem Obstholzfurnier (wohl Apfel oder Zwetschge, drei ältere Ergänzungen aus Nussbaum) und hellem Ahornfurnier, Bandintarsie aus hellem Ahornfurnier mit rot gebeizten Partien auf schwarzbraunem Grund (Ebenholz), dickschichtiger, eingetrübter vermutl. Kunstharzlack, Eisenschrauben

Maße (max.):

H: 65,5 cm, Durchmesser Platte: 71 cm

Beschreibung:

Kleiner Sofa-, Salon- oder Beistelltisch aus der Gründerzeit um 1890 in sehr hoher Qualität mit einer aufwendig furnierten, achteckigen Deckplatte. Sie ist umlaufend profiliert und mit vierfach gestürztem und gespiegelten Nussbaummaserfurnier belegt. Ihr Zentrum ist mit einer mehrfarbigen Sternintarsie geschmückt. Den Rand begleitend ist eine Bandintarsie eingelassen. Das Fußgestell ist aus gedrechselten und beschnitzten Vollholzteilen zusammengesetzt.

Vorzustand:

Am Gestell sind zwei gegenüberliegende Füße abgebrochen, aber vorhanden. Die Konstruktion ist ansonsten stabil. Es gibt an den gedrechselten Säulen kleinere Ausbrüche an schmalen, hervorstehenden Stegen. Die Oberflächen sind stärker verschmutzt. Der Lack weist entlang der Kanten und an Bestoßungen Abplatzer und Trübungen auf.

Die Deckplatte ist deutlich beschädigt. Das Furnier ist an mehreren Stellen gelockert. Anscheinend "zieht" der gealterte, rissige Kunstharzlack an den dünnen Furnieren, so dass ihre Kanten gelockert sind. Es sind vier größere Fehlstellen an den Furnieren festzustellen. An der Sternintarsie sind bereits drei der dunklen Zacken mit schlichtem Nussbaumfurnier ergänzt. Es finden sich hier einige Vertiefungen sowie kleinere Kittungen und Fehlstellen entlang der Furnierkanten.

Durch zu große Belastung sind an drei Kantenbereichen der Platte Risse in der Unterkonstruktion entstanden, die im gerissenen Deckfurnier ablesbar geworden sind. Es haben sich hier stufenartige Absenkungen gebildet. An den gerissenen Furnierkanten fehlen bereits etliche Furnierstückchen.

Maßnahmen:

  • Reinigung des Tischgestells und der Bruchflächen der beiden Füße
  • Ausbohren der gebrochenen Holzdübel, Setzen von neuen Dübeln, Verleimung der Füße mit dem Gestell
  • Ausrichten des Tisches
  • Festigung der gelockerten Furniere und der angebrochenen Kantenbereiche durch Unterspritzen mit Glutinleim und Niederlegen mit Schraubzwingen
  • Anfertigung von Furnierergänzungen zur Schließung der größeren Fehstellen in der Tischplatte, Anpassen, Einleimen, Beizen
  • Abnahme des beschädigten Lackes auf der Tischplatte durch Anquellen und Abwaschen mit Lösungsmitteln, Nacharbeiten mit feinem Schleifvlies
  • Auskitten kleiner Fugen und Fehlstellen mit wasserlöslicher, pigmentierter Kittmasse, Beiarbeiten
  • Nachkolorieren verblichener Bereiche der Bandintarsie mit roter Wasserbeize (Mahagoni mittel)
  • Aufbau einer Schellackpolitur mit mittlerem Glanzgrad, Auftrag von mikrokristallinem Wachs als Feuchtigkeitsschutz
  • Einstreichen des Tischgestells mit Schellacklösung zur optischen Angleichung von Gestell und Platte
  • Anbringen von Filzgleitern unter den Füßen

Endzustand:

Die Substanz des Tisches konnte erfolgreich gesichert werden. Durch die partielle Abnahme des beschädigten Überzuges und die Ergänzung der Fehlstellen hat das Objekt deutlich an Ausstrahlung gewonnen, da die Holzstruktur und ursprüngliche Farbigkeit nun wieder sichtbar geworden sind. 

Konservatorische Empfehlungen:

Bei der weiteren Aufstellung des Beistelltisches sollte auf eine relative Luftfeuchtigkeit von ca. 50 – 55 % und eine moderate Temperatur um 20 - 22°C geachtet werden. Besonders wichtig ist bei beiden Faktoren, dass keine starken Schwankungen in kurzen Zeiträumen auftreten. Das Objekt sollte daher nicht an Standorten aufgestellt werden, die z.B. Mittagssonnenlicht oder größerer Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Ansonsten kann es zukünftig zu weiteren Klimaschäden am Holz und Alterungserscheinungen des Überzugs kommen. Bei Schellack ist außerdem darauf hinzuweisen, dass er als Naturprodukt auf Feuchtigkeit, Alkohol und Hitze empfindlich reagiert; es sollten daher keine Gläser/Vasen/etc. ohne Tropfschutz darauf abgestellt werden.

 

Die Sternintarsie der Tischplatte weist Furnierlockerungen, Fehlstellen und den stark geschädigten Kunstharzlack auf.

 

 

Die Sternintarsie mit Furnierergänzungen und neuem Überzug.

Hier sieht man die Sternintarsie nach Abschluss der Arbeiten mit den ergänzten Furnieren. 

 

 

Das Tischgestell ist verleimt worden. Gleichzeitig erfolgte die Festigung der gelockerten Furniere der Tischplatte. 

 

 

Gesamtansicht des Beistelltisches nach der Restaurierung.