Restaurierung eines Wasserschadens auf einer grünen Lackoberfläche

 

 

 

Der Lack-Sekretär im geschlossenen Zustand. Die Außenflächen sind dunkler als das Innere.

Der Sekretär mit geöffneten Türen und offener Schreibklappe mit dem gut erkennbaren Wasserschaden (weiße Flecken).

Objekt:

Aufsatz-Sekretär mit Chinoiserien in Lackarbeit, wohl englischer Herkunft

Datierung:

Laut Gutachter F. van der Veen, Warnsveld 1994, entstand der Sekretär um 1780/1790 und der Aufsatz samt Verspiegelung in jüngerer Zeit. Die gesamte, einheitliche Außengestaltung mit den Chinoiserien auf grünem Lackgrund ist ebenfalls aus jüngerer Vergangenheit, evtl. 1960er Jahre.

Eigentümer:

Privatbesitz

Materialien:

Mahagoni-Furnier, Eichenholz, Nadelholz, teils erhabene Chinoiserien in Rot, Grün und Gold (auch als Folienauflage) mit schwarzen Konturen auf dunkel- und hellgrünem Lackgrund, Messingscharniere und Griffe, eiserne Einsteck- und Einlassschlösser mit Messing-Stulpen, Eisenschrauben, Messingriegel, neueres Spiegelglas im Antik-Look

Maße (max.):

Höhe 230 cm, Breite 125 cm, Tiefe 56 cm

Zustand:

Das Möbel ist etwas verstaubt und vor allem auf den Seiten finden sich Spritzer weißer Farbe. Die Konstruktion ist weitestgehend stabil.

Es gibt am Korpus einige Bestoßungen und kleinere Fehlstellen im Lackaufbau. Der Lack weist auf allen Flächen ein oberflächliches Craquelée der Deckschicht auf. In den Tiefen hat sich etwas Braunes festgesetzt, was eher nach einer Behandlung zur künstlichen Alterung als nach altersentsprechendem Schmutz aussieht. Vermutlich ist ein braun gefärbtes Wachs oder ein gefärbter Überzug auf die Oberflächen aufgetragen worden.

Im Inneren ist die Lack-Oberfläche der linken Schreibklappenhälfte durch einen Wasserschaden fleckig und milchig-trüb geworden. Außerdem finden sich im hinteren Bereich des Schreibfaches vor den kleinen Schubkästen Abriebspuren und kreisrunde, weiße Verfärbungen im Lack.  Hier sind wohl feuchte Gläser/Tassen oder kleine Vasen abgestellt worden. Um diese starke ästhetische Beeinträchtigung zu Beheben, könnte der beschädigte Decklack vorsichtig abgenommen und durch einen neuen, transparenten Lack ersetzt werden. Inwieweit Fehlstellen an den Malereien unter dem schadhaften Lack entstanden sind, kann noch nicht beurteilt werden.

 

Maßnahmen:

  • fotografische Erfassung des Vorzustands
  • Oberflächenreinigung von Staub und Farbspritzern
  • Lackuntersuchung zur Bestimmung der Bestandteile für die spätere Rekonstruktion des schadhaften Lackes (UV- und Löslichkeitstest): Unter UV-Anregung erscheint die Lackoberfläche überwiegend weißlich-gelblich mit einem leichten Grünstich. Es handelt sich daher nicht um eine Schellackoberfläche (orangefarbene Fluoreszenz). Der Lack löst sich schnell unter Einwirkung von Ethylalkohol, wird stark klebrig und riecht nach Balsamterpentin. Es handelt sich vermutlich um einen Mischlack mit Dammarharz-Anteil (das fluoresziert hell grünlich).
  • schonende Abnahme des beschädigten Decklackes auf der Innenseite der Schreibklappe (linke Hälfte) mit Ethanol
  • Retusche der nun helleren Lackpartien mit Künstler-Aquarellfarben
  • Auftrag von Schellacklösung (zunächst Pinselauftrag, dann Glättung mit dem Polierballen)
  • Auftrag einer Schutzschicht aus mikrokristallinem Wachs auf die neu polierte Schreibfläche
  • Dokumentation der Arbeiten in Wort und Bild

Konservatorische Empfehlungen:

Bei der weiteren Aufstellung des Möbels sollte auf eine relative Luftfeuchtigkeit von ca. 50 – 55 % und eine moderate Temperatur um 20 - 22°C geachtet werden. Besonders wichtig ist bei beiden Faktoren, dass keine starken Schwankungen in kurzen Zeiträumen auftreten. Das Objekt sollte daher nicht an Standorten aufgestellt werden, die z.B. Mittagssonnenlicht oder größerer Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Ansonsten kann es zukünftig zu weiteren Klimaschäden am Holz und Alterungserscheinungen des Überzugs kommen. Bei Schellack ist außerdem darauf hinzuweisen, dass er als Naturprodukt auf Feuchtigkeit, Alkohol und Hitze empfindlich reagiert; es sollten daher keine Gläser/Vasen/etc. ohne Tropfschutz darauf abgestellt werden.

 

Der Wasserschaden auf der Innenseite der Schreibklappe des Lacksekretärs. 

 

Der beschädigte Lack ist vorsichtig abgenommen worden, ohne die grüne Lackschicht zu beeinträchtigen. Farbunterschiede werden dann mit Aquarellfarben retuschiert. 

 

Die linke Seite der Innenseite der Schreibklappe nach der Restaurierung des Wasserschadens. 

 

Gesamtansicht des Sekretärs mit geöffneten Türen und der restaurierten Klappe im Endzustand.