Konservierung/Restaurierung eines Damensekretärs

 

 
  • Der Sekretär im Vorzustand.

Beschreibung:

kleiner, dreischübiger Damensekretär mit mehrfach geschweifter, bombierter Front und geraden Seitenteilen. Oberteil mit aufklappbarer Schreibplatte und Facheinteilung im Inneren. Klauenfüße vorne. Möbel im Stil des Barock.

Datierung:

ca. 1950er Jahre

Herkunft:

wahrscheinlich Niederlande

Materialien:

Holzplattenwerkstoffe, Nussbaumfurnier, Nussbaumwurzelfurnier, Buchenholz, gegossene Messingbeschläge, Filzeinlage (Schreibfeld, Plattenaufleger), Cellulosenitratlack

Maße:

H: 100 cm        B: 95 cm        T: 46 cm   (Maximalwerte)

Vorzustand:

Die Holzsubstanz ist stabil. Die Rückwand aus Sperrholz hat sich im oberen Bereich wellig vorgewölbt. Vor allem an der Deckplatte und den Kantenbereichen der Seiten gibt es mehrere Furnierablösungen, kleine Schwundrisse und Kürschner (Furnierblasen), auf der rechten Seite der Deckplatte hat sich das Konstruktionsholz verworfen und das Brett an der Außenkante nach oben gedrückt. Dadurch ist es zu Furnierausbrüchen gekommen. Die Tür im Inneren des Oberteils lässt sich nur schwer öffnen und schließen. Offenbar hat sich auch hier die Holzsubstanz etwas verzogen. Es fallen ältere Kittungen auf, die sich farblich deutlich von der Umgebung abheben (z.B. an der Deck- und der Schreibplatte, Schub 3, der linken Seite unten). Der Oberflächenüberzug zeigt insgesamt deutliche Alterungserscheinungen und erscheint gelblich-trüb, so dass die Holzmaserung und die ursprüngliche Farbigkeit des Furniers in den Hintergrund gedrängt werden. Besonders starke Veränderungen sind an der Deckplatte und der rechten Korpusseite festzustellen, die über Jahre direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt waren. Der Filzeinsatz der Schreibplatte ist verschlissen und zeigt Spuren eines Mottenbefalls.

Maßnahmen:

  • der geschädigte Überzug wird mit Lösungsmitteln und Schleifvliesen abgenommen. Die Abnahme erfolgt auf allen Außenflächen und einem Teil der Schreibfläche im Inneren des Möbels, die Facheinteilung mit den kleinen Schubkästen werden belassen.
  • die gelösten Furniere und Kürschner werden mit Glutinleim niedergelegt
  • die kleinen Fehlstellen im Furnier werden ausgekittet, beigearbeitet und farblich an die Umgebung angeglichen
  • die alten Kittungen können ebenfalls retuschiert werden
  • die Verwerfung der Deckplatte ist so stark, dass sie nicht zurück geformt werden kann. Der Versatz in der Fläche wird daher mit einer flexiblen Kittmasse angeböscht, um das Hängebleiben an den Furnierüberständen zu vermeiden
  • die beschädigte Filzeinlage der Schreibplatte wird gegen ein rotbraunes Dickleder ausgetauscht
  • auf den zuvor entlackten Möbeloberflächen wird über mehrere Wochen von Hand eine glänzende Politur mit Bimsmehl und Schellack goldorange aufgebaut

Endzustand:

Es ist durch die Abnahme des unansehnlichen Überzugs und das Aufbringen einer traditionellen Schellack-Politur gelungen, dem Sekretär zu neuem Glanz zu verhelfen. Das schöne Nussbaumwurzelfurnier der Front ist nun deutlich zu erkennen. Zudem konnte durch die Sicherung der gelockerten Furniere für die nächste Zeit (bei pfleglicher Behandlung) weiterer Substanzverlust ausgeschlossen werden. Die Gesamterscheinung wurde durch die Retusche der zuvor auffälligen Kittungen harmonisiert. Die Schreibplatte ist dank der neuen Ledereinlage wieder gut nutzbar.

 
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    Die rechte Seite im Vorzustand. 
     
    Die rechte Korpusseite nach Abschluss der Maßnahmen.
 
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    Die linke Seite vor Beginn der Restaurierung.
     
    Die linke Seite nach abgeschlossener Behandlung.
 
  • Das Innere mit verschlissener Schreibfläche.
    Die Lederschreibfläche und das wieder erkennbare Furnier werten das Innere deutlich auf.
 
  • Der Damensekretär im Endzustand nach Abschluss aller Arbeiten.