Objekte:
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2 Großreliquien, sog. Heilige Leiber, Katakombenheilige, Fortunatus und Felicianus
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Datierung:
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Komposition aus dem 18. Jh., 1765/67 wurden die Schreine auf die Altäre in der Klosterkirche Metten eingesetzt.
Man findet auch jüngere Überarbeitungen wie z.B. die Abhängung der rückwärtigen Spiegel, Samtbespannung der Liegen und Kissen, teilweise Fixierungen von Klosterarbeiten mit verschiedenen Stecknadeln; Felicianus/li. Knöchel: Gaze mit einem Stück Mullbinde ausgebessert, Felicianus/Haltestab an re. Oberschenkel fehlt - Ersatz aus nicht entrindetem und nicht verziertem Aststück mit Y-Gabelung, ältere Reparatur des gebrochenen Oberschenkelknochens (Wickelung mit Mullbinden)
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Provenienz:
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Die Gebeine der Leiber stammen aus den römischen Katakomben. In das Kloster geholt wurden sie von Prior Lambert Kraus: "Mit großem Kostenaufwand verschaffte der Prior Lambert Kraus der Klosterkirche die hl. Leiber der Märtyrer Felician und Fortunat. Sie waren aus dem Gottesacker der Priscilla [Katakombe] zu Rom genommen, wurden ihm 1765 und 1767 von dem Kardinal Markus Antonius Columna geschenkt und dann kunstvoll verziert mit Gutheißung des Bischofes der Verehrung ausgesetzt."
Die barocke Fassung sowie die Montage der Gebeine wurden erst in Bayern angefertigt.
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Materialien:
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Gehäuse aus Nadelholz, Kreidegrund, Polimentvergoldung, Glasscheiben, Quecksilberspiegel
Klosterarbeiten mit Knochen, Gold- und Silberlahn, Kartonagen und Papiere zur Formgebung und Versteifung von Dekorelementen und Textilien, Glassteine, Alabasterperlen mit Fischsilberbeschichtung, verschiedene Textilien (Bekleidung), roter Baumwollsamt (Bezüge der Liegen/Kissen), roter Damast (wohl Baumwolle, Abhängung der Verspiegelung), vergoldete Kupferblech-Pailletten, Goldborten und Sprengarbeiten aus Gold- und Silberdraht, jeweils ein kelchförmiges, mit Schliffdekor verziertes Glas pro Schrein, Papiertapete mit floralem Gold-Modeldruck auf rotem Grund mit grünen Akzenten (Vorderkante/Liegebretter), verschiedene Eisennägel, Haltestäbe aus Eisen und Holz (teils wohl aus Ästen mit Y-Astgabelung), diverse Stecknadeln (teils aus Messing, teils aus Stahl in verschiedenen Stärken und Längen)
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Maße:
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Aufbahrung Fortunatus
Rechteckige Bahre mit abgerundeten Ecken
L: ~156,5 cm
H: 15,5 cm (mit Liegepolster)/28 cm (inkl. beider Kissen)/48 cm (Deckel Kelch)
T: 48,5 - 48,8 cm
Aufbahrung Felicianus
Trapezförmige Bahre mit abgerundeten Ecken
L: 163 cm (vorne), 156 cm (hinten)
H: max. 51 cm (Palmzweigspitze)
T: 49 cm (re. Seite) bis 49,4 cm (linke Seite)
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Vorzustand:
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Hl. Leiber & Innenausstattung
- starke Verschmutzung, Staubauflagerungen, dicke Beläge aus Spinnenweben und Fraßmehl sowie etliche tote Insekten (kleine Spinnen, Häute von Motten, Anobium punctatum-Käfer) an den Klosterarbeiten und der Schreinausstattung
- weiß bis cremefarbenes, teils dicht gewachsenes Schimmelmyzel an vielen Dekorelementen der Klosterarbeiten und den Stickereien der Bahre und der Kissen
- durch den mikrobiellen Befall vor allem bei Felician viele stark geschädigte Seidenfäden und Kartonunterlagen an den Sprengarbeiten, gelockerte oder gelöste Verleimungen an den nachträglich aufgebrachten Stoffapplikationen des Waffenrockes
- kleinere Fraßschäden (Ausfluglöcher, im Schrein gefunden: Anobium punctatum) an der Holzkonstruktion der Bahren und den aus Holz gefertigten Ergänzungen an den Skeletten, Stabilität ist noch ausreichend gegeben
- bei Fortunatus: Verleimung am hinteren Brett der Bahre gelöst, die Leimfuge der beiden Bahren Bretter zeigt weiße Schimmelmyzel-Punkte
- teilweise Korrosionserscheinungen (Grünspan, Rost) an den Metallteilen und den Draht-Fassungen der Glassteine
- Glaskorrosion an der linken Scheibe der Frontverglasung an Fortunatus Schrein (dort berührt der rechte Ellenbogen mit den metallenen Verzierungen die Scheibe)
- Sulfidierung versilberter Dekorelemente (=Verschwärzung)
- teils starke Verschmutzung und partielle Ablösung der Perlglanzschicht auf Alabasterperlen
- Deformationen an etlichen Blättern und Blüten der Dekoration
- Ausbleichung und Farbverschiebungen an den zur Front ausgerichteten Textilien
- Gazeumhüllung: Gewebe durch Staubauflagerungen und eingezogene Verschmutzungen stark vergraut, versprödet und fragil, in den Gesichtsbereichen beider Leiber mehrere Gewebebrüche; Felicianus: Altreparatur eines Gewebebruchs im Bereich der linken Fußfessel mit einem Stück Baumwollmullbinde, weiß; Fortunatus: an den Unterschenkeln stärkere Schäden
- Rock: Gewebe durch Staubauflagerungen vergraut und versprödet, jedoch stabil; Überarbeitung der äußeren Erscheinung durch Applikation von passend zugeschnittenen Gewebestücken in Form von roten, blauen oder violetten Blüten sowie durch Überstickung der seidenen Musterbroschierungen mit Seidenfäden in rosa, altrosa, pink, dunkel-, hellblau, schwarzbraun, dunkel-, hellgrün; Felicianus: Übermalung der Broschierung im Bereich einer Blüte mit oranger Farbe; bei Fortunatus auf der Rückseite mit blauer Farbe
- Hauben: Dünne Seidenkette ist fragil und an einzelnen Stellen gebrochen, wodurch Lahnfäden lose liegen und teils abstehen;
- Umhang: Dünne Seidenkette ist sehr fragil, spröde und durch scheuern am scharfkantigen Goldlahnschuss großflächig gebrochen und teils ausgefallen; Gewebe ist daher in seiner Form stark destabilisiert und empfindlich;
- Kissen und Polster: Teile der Stickereien (Pailletten, Bouillonröllchen) sind an vereinzelten Stellen abgefallen; an einigen wenigen Partien grünliche Korrosion an den Metallfäden; Der rote Samtbezug wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt über den älteren (originalen oder bereits erneuerten?), rosafarbenen Seidensamt gezogen
- diverse Brüche an der Knochensubstanz, vermutl. verursacht durch Feuchtigkeitsexposition, unsachgemäße Handhabung und den mikrobiellen Befall
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- Felicianus:
- gebrochener re. Knöchel und re. Oberschenkel -> hölzerner Fixierungsstab am Oberschenkel zu kurz (Notbehelf aus einfachem Aststück mit Y-Gabelung), Holzdübel im Oberschenkelkopf gebrochen
- Oberschenkel 2x gebrochen -> hölzerner Fixierungsstab fehlt
- Knöchel gebrochen -> alte Klebespuren und provisorische Abdeckung der Bruchstelle mit Mullbindenstück
- Oberarm mittig gebrochen, dadurch ist der Arm nach unten verrutscht und die Hand hält den Kelch nicht mehr umfasst
- linker Oberarm am Schultergelenk gelockert; der Zeigefinger der Hand ist durch die Gaze des Schädels in die Mundhöhle gerutscht -> vermutlich verursacht durch unsachgemäßes Verräumen der Schreine
- diverse Brüche im Wadenbeinknochen beider Unterschenkel
- Unterkiefer beidseitig angebrochen, links ein Stück ausgebrochen (Stück noch vorhanden)
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- Fortunatus:
- Riss im Vorderschädel (zwischen Anstückung Knochen/Holzergänzung)
- Unterkiefer rechts ausgebrochen (Stück liegt bei)
- Eckzahn oben rechts locker
- Kittmasse der Überarbeitung steht teilweise schollenartig ab
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Maßnahmen:
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Konservatorische Empfehlungen:
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Bei der Präsentation der Reliquien sollte auf eine relative Luftfeuchtigkeit von ca. 50 – 55 % und eine moderate Temperatur um 20 °C geachtet werden. Es sollten bei beiden Faktoren keine starken Schwankungen in kurzen Zeiträumen auftreten. Sie sollten nicht an Plätze gestellt werden, die direktem Mittagssonnenlicht oder größerer Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Ansonsten kann es zu Klimaschäden wie z.B. Korrosionserscheinungen an den Metallteilen, Schimmel an den Klosterarbeiten oder Fassungsschäden kommen.
Nachfolgend sind einige Fotografien des hl. Fortunatus im Vor- und Nachzustand zu sehen:
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