Vertiko aus der Gründerzeit mit Biss- und Kratzschaden

 

 


Vorderseite des Vertikos zu Beginn der Maßnahme.

 

Objekt:

Vertiko mit kleinem Muschelaufsatz

Datierung:

um 1900, Gründerzeit

Eigentümer:

Privatbesitz, Iserlohn

Materialien:

Konstruktion aus Nadelholz, Nussbaumfurnier: schlicht und in Maser, Profilleisten aus massivem Nussbaumholz, Eisen-Einsteckschloss mit Schlüssel, gegossene Messing-Beschläge

Vorzustand:

Die linke Seitenwand weist einen breiten Streifen entlang der Vorderkante auf, der durch Hundefraß und Kratzspuren beschädigt ist. Das Furnier ist hier an vielen Stellen vollständig verloren gegangen. Auch auf der Vorderseite sind Kratz- und Bissspuren zu sehen, die tief in das aufgeleimte Nutbrett reichen. Die Füße fehlen alle. Außerdem sind auf der Vorderseite entlang der unteren Korpuskante drei Stücke der Profilleiste nicht vorhanden.  

Maßnahmen:

  • Reinigung der Holzoberflächen 
  • Festigung der gelockerten Furniere und der angebrochenen Kantenbereiche durch Unterspritzen mit Glutinleim und Niederlegen mit Schraubzwingen
  • Anfertigung einer großen Furnierergänzung zur Schließung der Fehstelle auf der linken Seite, Anpassen, Einleimen, Beizen
  • Beizen, Anleimen und mit Schellack behandeln aller Füße (vorne gedrechselte Füße, hinten hochrechteckige Klötze)
  • Auskitten kleiner Kratzer und Fehlstellen mit wasserlöslicher, pigmentierter Kittmasse, Beiarbeiten, Schellacküberzug
  • Ergänzen der fehlenden Profilleistenstücke mit einer neuen Profilleiste entlang der Unterkante des Korpus, Anpassen, Einleimen, Beizen, Schellacküberzug
  • Aufbau einer Schellackpolitur mit mittlerem Glanzgrad auf der Ergänzung der linken Seite
  • Reinigung und Gangbarmachen des Schlosses

Konservatorische Empfehlungen:

Bei der weiteren Nutzung des Vertikos sollte auf eine relative Luftfeuchtigkeit von ca. 50 – 55 % und eine moderate Temperatur um 20 - 22°C geachtet werden. Besonders wichtig ist bei beiden Faktoren, dass keine starken Schwankungen in kurzen Zeiträumen auftreten. Das Objekt sollte daher nicht an Standorten aufgestellt werden, die z.B. Mittagssonnenlicht oder größerer Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Ansonsten kann es zukünftig zu weiteren Klimaschäden am Holz und Alterungserscheinungen des Überzugs kommen. Bei Schellack ist außerdem darauf hinzuweisen, dass er als Naturprodukt auf Feuchtigkeit, Alkohol und Hitze empfindlich reagiert; es sollten daher keine Gläser/Vasen/etc. ohne Tropfschutz darauf abgestellt werden und auch Spritzwasser ist zu vermeiden.

 


Die linke Seite des Vertikos im Vorzustand mit Bissschaden.

 

 


Detail des Kratz- und Bissschadens auf der linken Seite.

 

 


Detail der Sockelzone auf der Vorderseite im Vorzustand.

 

 


Detail der Vorderseite unten während der Bearbeitung.

 

 


Die Sockelzone der Front nach der Restaurierung.

 

 


Die linke Seite unten an der Vorderkante nach der Restaurierung.