Vitrinen-Aufsatzschrank mit Grotesken-Schnitzereien
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Detail der geschnitzten Frontschürze des Unterteils im Zwischenzustand. Die linke Hälfte ist bereits gereinigt, die rechte ein Mal mit Schellacklösung eingelassen.
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Objekt: |
Vitrinen-Aufsatzschrank mit Grotesken-Schnitzereien |
Datierung: |
um 1930 |
Hersteller: |
Es sind keine Stempel oder Hersteller-Etiketten zu finden. Es gibt einige mit Bleistift ausgeführte Maßnotizen in deutscher Sprache auf der Unterseite des Oberteils. |
Eigentümer: |
Privatbesitz |
Materialien: |
Nussbaumholz massiv, Nussbaumfurnier (Wurzel & schlicht gemasert), Mahagoni-Furnier, Nadelholz, Messingbänder, eiserne Einsteck- und Einlassschlösser mit Messing-Stulpen, Eisenschrauben, Glas |
Maße (max.): |
Podest: Höhe 9,5 cm, Breite 209 cm, Tiefe 50 cm Unterteil: Höhe 74,5 cm, Breite 212 cm, Tiefe 51,5 cm Aufsatz: Höhe 112,5 cm, Breite 206 cm, Tiefe max. 42,5 cm |
Beschreibung: |
Der Vitrinen-Aufsatzschrank gliedert sich vertikal in drei Teile: ein kastenförmiges, geschlossenes Podest, auf dem das auf Löwentatzenfüßen stehende, gedrungen wirkende Unterteil befestigt ist sowie das darauf aufgeschobene, hochrechteckige Oberteil. Der Aufsatz besteht aus je einem hochrechteckigen Fach an den beiden Seiten, das mit einer geschlossenen Türe versehen ist. Mittig zwischen diesen geschlossenen Schrankteilen befindet sich eine Vitrine mit zweiflügeliger, verglaster Türe. Die linke Glastür ist sehr schmal und kann mit einem Riegel verschlossen werden. Der Rahmen der rechten, großen Vitrinentüre ist dementsprechend in einen großen Glasteil und einen schmalen, im Maß der linken Glastüre entsprechenden, unterteilt. In allen Fächern sind drei Einlegeböden vorhanden. Das Unterteil weist links und rechts mit Türen versehene Fächer auf. Die Türen und Schubkastenfronten sind mit Wurzelfurnier belegt. Die Türen werden außerdem von aufgeleimten, halbplatischen Schnitzelementen verziert. Sie zeigen zweiköpfige Adler, die in Blattwerk und hängende Blütenranken übergehen. Darunter befindet sich eine Muschelform, in deren Zentrum ein Maskaron (Fratzenkopf) zu sehen ist. Die Schubkastenfronten sind randständig mit Perlstäben und je zwei geschnitzten Knöpfen verziert. |
Vorzustand: |
Die Oberflächen sind durch die mehrjährige Lagerung in einem wohl feuchten Kellerraum schmutzig, fleckig und trüb geworden. Es zeigt sich an vielen Stellen Schimmelbildung. Der Überzug weist vergilbte, getrübte, beriebene, fleckige und zerkratzte Bereiche auf. Es sind zahlreiche Spuren von Wasserläufern zu erkennen.
Die Konstruktion ist stabil, aber es gibt etliche Furnierlockerungen, kleinere Fehlstellen im Furnier und den Schnitzereien, Schwundrisse und Bestoßungen. In den Tiefen der Möbeloberflächen zeigen sich weiße Schimmelflecken und Farbreste. Die Farbreste finden sich vor allem an den Schnitzereien und der rechten Seitenfläche. Ein Einlegeboden (unten links) ist stark verworfen und liegt nicht plan auf den Bodenleisten auf. Das Bodenbrett des rechten Faches unten fehlt. Der Schubkasten unten links schlägt beim Schließen an der unteren Rahmenleiste an - seine Laufleisten sind bereits stärker abgelaufen. Es fehlen alle Schlüssel zu dem Möbel. Die Schlösser sind rostig und vermutlich verschmutzt. Ein Schloss erweist sich nach der Reinigung als defekt. Insgesamt fehlen drei Schlüsselbuchsen aus Messing. |
Maßnahmen: |
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Konservatorische Empfehlungen: |
Bei der weiteren Aufstellung des Schrankes sollte auf eine relative Luftfeuchtigkeit von ca. 50 – 55 % und eine moderate Temperatur um 20 - 22°C geachtet werden. Besonders wichtig ist bei beiden Faktoren, dass keine starken Schwankungen in kurzen Zeiträumen auftreten. Das Objekt sollte daher nicht an Standorten aufgestellt werden, die z.B. Mittagssonnenlicht oder größerer Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Ansonsten kann es zukünftig zu weiteren Klimaschäden am Holz, erneutem Aufblühen des Schimmelpilzes oder Alterungserscheinungen des Überzugs kommen. Bei Schellack ist außerdem darauf hinzuweisen, dass er als Naturprodukt auf Feuchtigkeit, Alkohol und Hitze empfindlich reagiert; es sollten daher keine Gläser/Vasen/etc. ohne Tropfschutz darauf abgestellt werden. |
Der Vitrinen-Schrank war bei der Ankunft im Atelier deutlich verschmutzt und wies zahlreiche Feuchtigkeitsschäden wie z.B. Schimmelbefall, Wasserläufer, Flecken und gelockerte Furniere auf. Entlang der Unterkante des Podests fehlten Furnierstücke.
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Detail des Sockelpodests zu Beginn der Oberflächenreinigung.
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Die linke Fronttüre des Unterteils im Vorzustand.
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Die linke Türe des Aufsatzes zeigt vor Beginn der Maßnahme zahlreiche Wasserflecken, Laufspuren und partielle Bildung von Schimmelmyzel.
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Die linke Türe des Unterteils im Endzustand.
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Die linke Türe des Oberteils nach der Restaurierung.
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Der Vitrinen-Schrank nach dem Abschluss der Arbeiten.
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